Der altpaläolithische Fundort Battenberg und andere altpaläolithische Fundorte

Evolution des Menschen

Vorbemerkung
Die meisten heutigen Wissenschaftler sind sich darüber einig, dass die Entwicklungsgeschichte der Menschheit in Afrika begann. Denn nur hier lassen sich alle Entwicklungsstufen aufzeigen, die zum heutigen Menschen führten.

Tier-Mensch-Übergangsfeld
Die heutigen Menschenaffen und heutige Menschen hatten gemeinsamen Vorfahren, deren Entwicklungslinien sich nach molekulargenetischen Berechnungen vor etwa 7 Millionen Jahren trennten. Der Zeitraum, in dem sich die Evolution vom Affen zum Menschen vollzog, war bis vor einigen Jahren fundleer. Es klaffte eine Lücke von etwa 3 Millionen Jahren zwischen Affen und frühesten Hominiden (lat.: Menschenartige), die durch drei neuer Hominiden-Gattungen verkleinert werden konnte. Der Sahelanthropos tchadensis mit einem Alter von 7 bis 6 Millionen Jahren liegt sehr dicht an diesem Trennungspunkt. Die weiteren Funde umfassen den Zeitraum bis vor etwa 4 Millionen Jahren. Diese frühen Hominiden sind noch weitgehend Affen, nur ihr aufrechter Gang lässt sie in die Hominidenreihe einordnen, zumal auch das Schädelvolumen mit 380 cm3 nicht größer als dem eines Schimpansen ist.

Australopithecinen
Vor 4,4 Mio. Jahren tauchten die Australopithecinen (lat.-gr.: Südaffen) auf. Es waren aufrechtgehende Menschenaffen mit einem kleine Gehirn etwa 400-500 cm3 gegenüber heutigen Menschen mit etwa 1200 - 1700 cm3. Die durchschnittliche Körpergröße betrug 1,30 m bei einem Gewicht von etwa 40 kg. Die massigen Kiefer und großen Zähne weisen auf Pflanzenahrung hin. Es gab mehrere Arten, aber ob diese jedoch zum Homo und damit zum heutigen Menschen führten, ist umstritten Das größere Gehirn entstand erst, nach dem sich die Veränderung der Körperhaltung vollzogen hatte, und veränderte auch die Schädelform. Es entstand die Stirn, der Kiefer rückte weiter unter den Schädel und die stark vorspringende Schnauze verschwand. Mit der aufrechten Körperhaltung wurden die Hände frei zum Tragen des Nachwuchses, Sammeln von Nahrung und Einsatz von Waffen Die Verwendung primitiver Steinwerkzeug wird nicht allgemein anerkannt. Durch die beginnende Kaltzeit verschwanden die Urwälder und große Savannen entstanden. Vor etwa 1 Mio. Jahren starben die Australopithecinen aus, weil sie vermutlich der Konkurrenz der ebenfalls pflanzenfressenden Großensäugern nicht gewachsen waren. Nur die zur gleichen Zeit lebenden Urmenschen Homo habilis (geschickter, zum Werkzeuggebrauch befähigter Mensch) und der Homo rudolfensis überlebten.


Homo (Urmenschen)

Homo habilis (Urmensch)
Der Homo habilis gilt als Nachfahre des Australopithecus africanus lebte von 2,1-1,5 Millionen Jahren in offener Savanne. Er ist zwar nicht mehr Menschenaffe - konnte offenbar immer noch gut in den Bäumen klettern – war aber auch noch nicht Mensch. Doch die Evolution des Menschen beginnt bei ihm. Sein Gehirnvolumen betrug etwa 752 cm3. bei einer Körpergröße von etwa 1,30-1,45 m und 25-45 kg Gewicht. Auf ihn geht die Geröllgeräte-Kultur des Oldowan zurück (Chopper, Schaber). Mit seinen Werkzeugen konnte er andere Nahrungsquellen erschließen und mit scharfkantigen Abschlägen erbeutete Kadaver zerlegen. Mikroskopische Spuren an den Steinwerkzeugen belegen den Gebrauch zum Schneiden von Fleisch, Pflanzen und Holz. Vermutlich verstand er auch das Feuer zu hüten ( nicht selbst herzustellen), wie es z. B. durch Blitzeinschläge entsteht.

Homo rudolfensis
Auch der Homo rudolfensis passte sich den neuen klimatischen Gegebenheiten an und stellte sich auf eine gemischte Ernährungsweise ein. Er lebte zwischen 2,3-1,8 Millionen Jahren. Mit seinen Steinwerkzeugen konnte er harte Pflanzennahrung öffnen oder zerkleinern, mit scharfkantigen Abschlägen erbeutete Kadaver zerlegen und damit völlig neue Nahrungsquellen erschließen. Im Gegensatz zum späteren Homo erectus wurde das Fleisch noch roh verzehrt. Bei ihm wuchs nicht wie beim Australopithecus robustus der Kauapparat, sondern mit 600-800 cm3 das Gehirn. Wenn also 2 Homo-Arten gleichzeitig in Afrika lebten, kann nur eine sich zum Homo erectus entwickelt haben. Neuerdings wird durch Fossilfunde vermutet, dass der Homo erectus bereits zu Zeiten der beiden Homotypen gelebt hat. Dann können die beiden Homoarten nicht Vorgänger sein.

Homo erectus (Frühmensch)
Der Begriff Homo erectus (lat.: aufgerichtet, der aufgerichtete Mensch) ist heute unlogisch, da bereits die Australopithecinen aufrecht gehen konnten, es ist vielmehr das gegenüber seinen Vorgängern größere Gehirn von 700-900 cm3, das ihn zur Weiterentwicklung auszeichnete. Nach deren Aussterben blieb nur ein Hominide übrig: der Homo erectus, die als frühe Form auch als Homo ergaster (gr. ergaster: Arbeiter, eine Anspielung auf seine Werkzeuge) bezeichnet wird. Durch die Beweglichkeit des Daumens besaß er einen „Präzisionsgriff“ gegenüber dem „Kraftgriff“ der Menschenaffen. Mit ihm endet die affenartige Vergangenheit des Menschen als Urmensch. Er ist der Beginn einer eigenständigen menschlichen Zukunft. Dieser frühe Homo erectus verließ als erster Hominide vor etwa 2 Millionen Afrika, breitete sich schnell nach Asien aus und berührte Europa vermutlich nur in der Randregion Georgien. Menschliche Knochenfunde und Steinwerkzeuge in Dmanisi (Georgien) sind 1,8 Millionen Jahre alt, genau so alt sind die Funde in Java.

Homo heidelbergensis
Eine zweite Auswanderung des entwickelten Homo erectus erfolgte etwa vor über 1 Million Jahren und erreichte auch Europa. Weil der europäische Homo erectus eine andere Entwicklung nahm als der afrikanische und asiatische, wird er zur Unterscheidung Homo heidelbergensis genannt. Das bezieht sich auf den Fund des 600 000 Jahre alten Unterkiefers in der Sandgrube Grafenrain in Mauer bei Heidelberg. Obwohl es ältere menschliche Fossilien in Europa gibt, solche in Ceprano (Italien) sind 900 000 Jahre alt und die von Grand Dolina (Spanien) 800 000 alt. Damit ist der Unterkiefer von Mauer noch immer das älteste menschliche Fossil nördlich der Alpen. Das Hirnvolumen nahm von 1250 cm3 auf 1700 cm3 zu und übertraf damit zum Teil das des heutigen Menschen Es gibt Hinweise auf Wohn- und Arbeitsplätze, Schutz des Körpers durch Tierfelle, Zähmung des Feuers und die Jagd. Mit der Auswanderung aus Afrika in die kühleren Regionen Europas und Asiens, wurde seine Haut heller, um die Produktion des Vitamin D zu verbessern.
Der Homo heidelbergensis entwickelte sich in Europa langsam zum Neandertaler. Diese Entwicklung begann vor etwa 300 000 Jahren und war vor etwa 100 000-90 000 Jahren mit dem „klassischen“ Neandertaler abgeschlossen. Seine weitere Verbreitung bleibt auf Eurasien und Nordafrika beschränkt. Er starb vor etwa 27 000 Jahren aus unbekannten Gründen aus.

Homo sapiens neanderthalensis
Die Neandertaler werden heute überwiegend als ein an die Kälte angepasster Seitenzweig des Homo sapiens angesehen. Nach ihren Bestattungsriten und Werkzeugen zu urteilen, besaßen sie ein relativ hohes kulturelles Niveau. Sie fertigten komplizierte Werkzeuge und Waffen aus verschiedenen Materialien. Dass im „Nahen Osten in einer Zeit vor 100 000 bis 40 000 Jahren eine Koexistenz von Neandertalern und anatomisch modernen Menschen belegt ist, ohne dass Unterschiede in der Steinbearbeitung auszumachen sind“ (Kozlowski in Faccini S. 156). Neandertaler waren vermutlich die ersten Menschen, die ihre Toten begruben, sie mit Blumen und rotem Ocker schmückten und ihnen Lebensmitteln, Waffen oder Gebrauchsgegenständen beigaben. Es gibt auch Hinweise, das körperlich schwer Behinderte mit Mehrfachverletzungen soziale Fürsorge erhielten, ohne die sie nicht überlebt hätten. Ein ungelöstes Problem ist das Verschwinden des Neandertalers. Es gibt keine stichhaltigen Gründe, dass der Homo sapiens den Neandertaler ausgerottet hätte. In Europa lebten sie fast 10 000 Jahren und im Nahen Osten etwa 50 000 Jahre im gleichen Gebiet. Die Frage, ob der Neandertaler sich mit den Neuankömmlingen vermischt hat, ist heute wohl entschieden. Neue DNA-Vergleiche zeigen, dass beide Menschentypen sich zu einem geringen Teil vermischt haben (bis zu 4%). Das ist auch in Asien feststellbar, aber nicht in Afrika, weil es hier keine Neandertaler gab. Da bisher nur die mütterlicherseits vererbte „mtDNA“ untersucht wurde, konnte ein väterlicher Beitrag des Neandertalers daraus nicht abgeleitet werden.

Homo sapiens
Vermutlich entwickelte sich aus dem Homo erectus über mehrere Zwischenstufen in Afrika der Homo sapiens (der weise Mensch), der sich kaum noch vom modernen Menschen unterscheidet. Im Nahen Osten tauchte er vor 100 000 Jahren auf und besiedelte Europa vor 40 000 Jahren. Bei seiner weiteren weltweiten Ausbreitung aus Afrika, verdrängte er alle anderen Menschenformen au die er in Afrika, Asien oder Europa traf („Out-of-Africa“-Modell). Nach dem „Multiregionalem Modell“ könnten sich aber regionale Populationen des Homo erectus unabhängig voneinander zum Homo sapiens entwickelt und sich teilweise miteinander vermischt haben. Die Evolution des Menschen ist noch nicht zu Ende. Aus biologischer Sicht, fußend auf der Evolutionstheorie, vermag heute niemand zu sagen, wie die weitere Entwicklung des Menschen und wohin sie führen wird.

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